Jahrestage

Auf dieser Seite finden Sie einige Rechercheergebnisse welche zu den jeweiligen Gedenktagen zusammengestellt wurden.

Zum 150. Todestag von Pfarrer Dr. Emil Rückert am 19. August 2018
zusammengestellt von Edith Raddatz

Carl Ludwig Emil Rückert wurde am 26. Mai 1800 als zweiter Sohn des Regierungsrates Heinrich Rückert und seiner Ehefrau Dorothea geb. Strasser in Hildburghausen geboren.
1816 legte Rückert sein Abitur in Hildburghausen ab, studierte in Göttingen und Jena, promovierte schließlich in Philosophie an der Universität in Erlangen.
Nach einer kurzen Zeit als Hauslehrer in der Schweiz, bekam Dr. Rückert 1824 seine erste Pfarrstelle in Simmershausen.

Mit 28 Jahren wurde er am 4. September 1828 mit Betty, der 2. Tochter des Oberlandesgerichtspräsidenten Hieronymi aus Hildburghausen getraut. Sie war am 2. Mai 1806 ebenfalls in Hildburghausen geboren worden. Das Ehepaar Rückert bekam sieben Kinder, sechs Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Karl Heinrich wurde 1829 noch zu Simmershausen geboren. Ein paar Monate später zog die Familie nach Schweina ins Pfarrhaus. Dr. Emil Rückert sollte hier sein ganzes Berufsleben verbringen. Nach und nach vergrößerte sich die Familie, wobei ihr auch so mancher Kummer nicht erspart blieb.

1831 wurde der zweite Sohn Friedrich Adolf geboren, der allerdings im Alter von fast 5 Jahren wieder verstarb. Das einzige Mädchen, Helene Mathilde, wurde 1833 geboren und heiratete mit 22 Jahren den Hofgärtner vom Altenstein, Paul Niemeyer. Ihr 1837 geborener Bruder Gustav Karl Georg verstarb noch vor seinem zweiten Geburtstag, während der 1838 geborene Karl Leopold Emil Rückert dreißig Jahre später als Schiefergrubenverwalter zu Lehesten tätig ist. Im Jahre 1840 gebar Betty einen weiteren Sohn, der nur 10 Tage alt wurde. Zu dem jüngsten Sohn Georg Wilhelm Otto, geboren am 2. Januar 1847, findet sich der Eintrag: Ostern 1867 Kandidat der Philosophie in Jena. Somit starben drei der sieben Kinder im Kleinkindalter. Selbst sein ältester Sohn Heinrich, welcher Medizin studiert und ebenfalls promoviert hatte, der sehr verdienstvoll in Schweina als Arzt wirkte, wurde nur 35 Jahre alt.

Über Dr. Carl Ludwig Emil Rückert wird berichtet, dass Geschichte und Bergbau seine Mußestunden erfüllen und er mehrere historische, sowie sprachliche Schriften und Aufsätze verfasst hat. Für unsere Region entscheidend ist das 158 Seiten umfassende Buch „Altensteins und Liebensteins Vorzeit“, welches er 1852 in Hildburghausen veröffentlichte und das nach 1990 als Reprint erschien. Des Weiteren heißt es, dass Rückert seit dem 1. August 1860 bezüglich des Filials Liebenstein eine Unterstützung in der Gestalt erfahren hat, dass in den Sommermonaten an bestimmten Sonntagen der Pfarrsubstitut zu Steinbach in Liebenstein predigt.

Am 27. Februar 1867 wird Pfarrer Dr. Emil Rückert zum Kirchenrat ernannt. Ein Jahr später verstirbt er am 19. August 1868 in Schweina und wird neben seinem Sohn Dr. med. Heinrich Rückert auf dem neuen Friedhof in Schweina beerdigt. Sieben Jahre später folgte ihm seine treue Gattin Betty nach und noch heute finden sich die drei Gräber unweit der Trauerhalle.

37 Jahre wirkte Dr. Emil Rückert als Pfarrer in Schweina und Liebenstein, 38 Jahre insgesamt lebte er hier. Rückblickend auf seine Zeit in Schweina kann man sagen, dass er hier auch interessante Dinge der Orts- und Kirchengeschichte erlebt und dokumentiert hat: von großen Reformationsfeiern am Lutherbrunnen über den Zusammenbruch der Lutherbuche im Sturm 1841 bis zur Einweihung des Lutherdenkmals im Juli 1857. Im Jahr 1833 wird aus den alten Kirchenglocken von Schweina aus dem Jahre 1667 eine kleine neue Glocke gegossen, 1852 schlägt hier der Blitz im Kirchturm ein. Das Feuer kann Gott sei Dank umgehend gelöscht werden, ohne größeren Schaden anzurichten.

1833 kauft Herzog Bernhard Erich Freund Wenigenschweina und benennt es zu Ehren seiner Frau in Marienthal um. Seine Schwester, die englische Königin Adelheid, weilt wiederholt auf Altenstein, das kirchlich auch zu Schweina gehört. Um 1850 zählt Schweina 1574 Einwohner. In dieser Zeit lebt und wirkt Friedrich Fröbel im Ort, dem Pfarrer Dr. Emil Rückert am 24. Juni 1852 auf dem 1849 neu angelegten Friedhof eine beeindruckende Beerdigungsrede halten wird.

Rückert erlebt zahlreiche Firmengründungen im Ort. Die Spinnerei von Johann Christian Weiß bestand schon, als Rückert nach Schweina kam. Nach großer Armut in den 1840er Jahren mit seinen sozialen Folgen einschließlich der Auswanderungswelle nach Amerika, wird die Ruhlaer Straße und später die Werraeisenbahn gebaut, der Landschaftspark Altenstein umgestaltet und schließlich nach und nach die verschiedenen Tabakspfeifenfabriken und die Metallwarenfabrik in Marienthal (später Mewalux) gegründet.

Die Revolution von 1848 und der Krieg von 1866, in dessen Folge Georg der II. Landesvater des Herzogtums Sachsen-Meiningen wurde, sollte auch den allseits interessierten Mitbürger und Chronisten der Ortsgeschichte von Schweina und Altenstein mit Liebenstein Dr. Emil Rückert bewegen. Zum Schluss sei noch am Rande erwähnt, dass der Schriftsteller Friedrich Rückert ein Cousin unseres langjährigen Ortspfarrers war.

Quellenangabe:

  • Familienregister I, Seite 155, des Pfarrarchivs Schweina
  • Zeittafel der Geschichte der Gemeinde Schweina, ursprünglich begonnen von Pfr. Berthold Müller

Zum 350. Todestag von Pfarrer Johannes Hattenbach
von Edith Raddatz

  • Geboren am  6.7.1587 in Salzungen
  • Gestorben am 11.3.1663 in Schweina
  • Bedeutung für Schweina:
    – durch ihn Einführung von Seelenregistern
    – Begleiter der Gemeinde in der Zeit des 30jährigen Krieges und gemeinsame Flucht vor den Soldaten
    – Er sorgte für den Wiederaufbau der Kirche.
    – Er war insgesamt 44 Jahre Pfarrer in Schweina.

Am 11.3.2013 jährt sich zum 350. Mal der Todestag von Pfarrer Johannes Hattenbach. Er wurde am 6.7.1587 als jüngster von acht Söhnen des Metzgers Valtin Hattenbach in Salzungen geboren. 1602 starb sein Vater. Die Mutter schickte ihn danach auf Schulen in Schmalkalden, Eisenach und Coburg. Ab 1609 studierte er in Jena Philosophie. Nach einer Prüfung vor dem Konsistorium und einer Probepredigt wurde er 1612 in Eisenach ordiniert und zum Pfarrer in Witzelroda bestellt. Am 12.4.1613 ließ er sich mit Euphrosine, Tochter des Caspar Koch, einer Enkelin des Kanzlers Brück in Weimar trauen. Im selben Jahr trat  er seine Pfarrstelle in Schweina an. Für Schweina wurde Pfarrer Hattenbach zu einem besonderen Seelsorger, da er in der schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges hier tätig war. Der Ort hat ihm viel zu verdanken. So begann er beispielsweise gleich 1614 mit einem Tauf-, Sterbe- und Beichtregister und vermutlich auch mit dem Eheregister und hielt die bislang mündlich weitergegebene Tatsache in einem Kirchenbuch fest, dass Dr. Martin Luther anno 1521, am 4. May nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr von Worms kommend allhier zu Schweina durchgefahren ist und ¼ Meil übern Altenstein gefangen genommen wurde.

Dem Ehepaar Hattenbach wurden acht Kinder – fünf Söhne, von denen drei im Kindesalter starben und drei Töchter –  in Schweina geboren. Zwei Söhne wurden ebenfalls Pfarrer bzw. Generalsuperintendent in Unterneubrunn und Meiningen und zwei Töchter heirateten jeweils einen Pfarrer und lebten in Dorndorf bzw. in Steinbach. Laut überlieferter Leichenpredigt konnten sich die Hattenbachs an 38 Enkelkindern erfreuen.

Pfarrer Hattenbach erlebte in Schweina Einquartierungen, Truppendurchzüge, Misshandlungen von Soldaten an Einheimischen, Krankheiten wie Lepra oder Pest, Not und Entbehrungen der Bevölkerung, aber auch Hinrichtungen von vermeintlichen Hexen.

Im Oktober 1634 floh Johannes Hattenbach  schließlich vor den Kaiserlichen Truppen und nahm seine Gemeinde mit und versteckte sich mit ihnen vor den unmenschlichen Soldaten. Noch heute ist das sogenannte „Hattenbachsfeld“ bekannt, auf dem sich der Überlieferung zufolge der Pfarrer mit seinen Schutzbefohlenen in Sicherheit gebracht hatte. In dieser Zeit – am 17.12.1634 – wurde von den Kroaten die Kirche in Schweina in Brand gesetzt. Erst nach 32 Wochen, Anfang Juni 1635,  wagten sich die Menschen mit ihrem Pfarrer wieder zurück in das Dorf. Lagen anfangs die jährlichen Sterbezahlen zwischen 25 und 45, so stiegen diese in den Jahren der größten Drangsale und Kriegseinwirkungen auf 77, aber auch 141 und 184 Todesfälle an.

Im Mai 1636 findet sich nach 22 Jahren vorerst letztmalig Hattenbachs Schrift in den Registern, er ging für ca. fünf Jahre nach Tiefenort. 1641 kehrte er nach Schweina zurück und stand der Bevölkerung bei allen weiteren Kriegseinwirkungen bei. 1645 erhielt die Kirche ein neues Dach. Vier Jahre später starb Hattenbachs erste Frau in Schweina. 1650 heiratete er ein zweites Mal, Anna Katharina Walch, die Witwe des Salzunger Ratsmeisters. Pfarrer Hattenbach begleitete den Wiederaufbau des Kirchturmes und die Nutzbarmachung der Kirche. Gemeinsam mit seiner Frau stiftete er das große Kruzifix, welches über dem Bogen vor dem Chor angebracht wurde. Im Dezember 1662 verstarb auch seine zweite Frau und wenige Monate später im Alter von 75 Jahren verstarb Pfarrer Johannes Hattenbach in Schweina, nachdem er hier seiner Gemeinde insgesamt rund 44 Jahre gedient hatte.

Sein Ölgemälde war über Jahrhunderte im oberen Chor zu sehen. Sein Wirken in Schweina überdauerte die Zeit und deshalb soll sein Andenken auch weiterhin bewahrt werden.

Zum 300. Todestag von Ehrhardt Friedrich Hund
von Wenkheim zum Altenstein
von Edith Raddatz

Am 10. Juli 2022 jährt sich zum 300. Mal der Tag, an dem auf dem Altenstein Ehrhardt Friedrich Hund von Wenkheim zum Altenstein gestorben ist. Dieser Tag wurde ein historischer Tag für die Menschen im Gericht Altenstein, zu dem die Orte Schweina, Steinbach, Gumpelstadt und Waldfisch zählten. Schließlich endete mit dem Tod von Ehrhardt Friedrich auch die Geschichte der Familie von Hund, welche seit 230 Jahren auf dem Altenstein residierte. Damit war das Geschlecht im Mannesstamme erloschen und das erstmals im Jahre 1492 vergebene Mannlehen fiel zurück an die Ernestiner und damit an das inzwischen begründete Herzogtum Sachsen-Meiningen. Anton Ulrich war vor Ort und erhob mit speziellem Ritus Anspruch auf seinen dritten Teil des Hundischen Gerichts Altenstein unbeschadet der zwei weiteren Teile seiner Gebrüder, kaum dass sich die Augen des letzten Herrn von Hund auf Altenstein geschlossen hatten. Das Gebiet mit seinen Einkünften, die besonders auch vom Bergbau auf Kupfer und Kobalt geprägt waren, versprachen schließlich gute Zuwächse in den Kassen des Landes.

Doch wer war dieser Mann, für den sich zum Gedenken der komplette Meininger Hof am 11. August 1722 in der Schweinaer Laurentiuskirche versammelte?

Er wurde am Pfingstsonntag, den 6. Juni 1647 als das zwölfte und jüngste Kind von Reinhard Friedrich Hund von Wenkheim zum Altenstein und seiner Frau Klara Christine geb. von Stein auf Barchfeld und Liebenstein geboren. Als Kind und junger Erwachsener erlitt Ehrhardt Friedrich mehrere schwere lebensgefährliche Unfälle, insbesondere beim Reiten. Seine Ausbildung erfolgte durch Privatlehrer auf Altenstein. Seine Neigungen galten nicht den Studien und dem Militär, stattdessen interessierte er sich recht früh für die Ökonomie und die Verwaltung der adligen Güter.

Mit 18 Jahren heiratete er auf Altenstein Marie Margarete von Langen auf Oberstadt, welche nach 52, trotz ihrer Kinderlosigkeit, glücklichen Ehejahren am 6. August 1717 verstarb.

Schwere Krankheiten ab seinem 36. Lebensjahr und deren Überwindung bewirkten bei ihm ein Umdenken, er wurde ernsthafter und schätzte umso mehr die Liebe zu Gott und den Menschen. Er praktizierte seinen Glauben intensiv und ging öfter zum Abendmahl. Ehrhardt Friedrich war mäßig im Genuss der Speisen und Getränke, ein Feind des Übermutes und der Pracht. Er gab viel zur Erbauung und Reparatur der Kirche, machte den Geistlichen Geschenke, half seinen Untertanen mit Frucht und Geld, erließ Unvermögenden die Abgaben und war besonders freigiebig gegen die Armen.

Das unnachgiebige Wirken eines Teils seiner Vorfahren gegen die Bauern und Untertanen des Gerichts Altenstein bezeichnete er einmal „als Pfahl in seinem Fleische“. In diesem Zusammenhang dürfte man wohl auch die von ihm 1699 bewirkte Schließung des Hexenturms auf Altenstein und die Beendigung der Hexenprozesse im hiesigen Gericht sehen. Seine vertieften Kenntnisse religiöser Schriften angesichts seiner Kinderlosigkeit bewogen ihn dazu, 1708 ein Waisenhaus für sechs Knaben zu stiften, welches er 1712 auf zwölf erweiterte. Diese Stiftung für die Kinder des gesamten Gerichts wie auch die Stiftung des Hospitals sollten für Jahrhunderte Bestand haben. Die beiden Gebäude in der Schweinaer Pfarrgasse gegenüber dem Pfarrhaus wurden erst um 1970 abgerissen.

Ehrhardt Friedrich Hund von Wenkheim zum Altenstein wirkte auch für das 1680 entstandene Herzogtum Sachsen-Meiningen. Er war meiningischer Kammerjunker und ältester Landschaftsdeputierter, trug bei Hof und auf Landtagen stets ein Medaillon mit einem Hund. So wird berichtet, dass er noch bis kurz vor seinem Tode mehrfach nach Frauenbreitungen fuhr und dem dort anwesenden Hofe von Meiningen seine Aufwartung machte, letztmalig am 6. Juli 1722. Zwei Tage später ereilte ihn ein Schlaganfall und am Morgen des 10. Juli 1722 schloss er im Alter von 75 Jahren im Beisein der beiden Pfarrer aus Schweina und Steinbach für immer seine Augen. Der Leichnam wurde am 13. Juli abends nach 10 Uhr in dem Begräbnisgewölbe in der Kirche zu Schweina beigesetzt. Dabei sprach der Pfarrer Johann Christoph Scharf aus Steinbach die Einsenkungsrede im Beisein der herzoglichen Abgesandten. Die eigentlichen Trauerfeierlichkeiten fanden am 11. August 1722 im Beisein des Herzogs, dessen Gemahlin, seinen Brüdern und dem ganzen Hof in der Kirche zu Schweina statt, wobei die Meininger Schlosskapelle die Trauermusik aufführte. Johann Bartholomäi, Adsessor des geistlichen Untergerichts zu Altenstein und Pfarrer zu Schweina, hielt die Leichenpredigt, darauf wurde der Lebenslauf verlesen und schließlich folgte die Abdankungsrede von Johann Michael Weinrich, Inspektor des Lyceums Meiningen. Zum Schluss wurden von Philipp Adam von Buttlar, Burgmann zu Salzungen, die Insignien dieses erloschenen Geschlechts, nämlich Wappen, Schild, Helm und Siegel zerbrochen und in die Gruft beigelegt und für immer begraben.

Sein Andenken wurde über Jahrhunderte bewahrt und im Rahmen des „Tages der Ortschronik“ am 21. August 2022 im Saal des Bürgerhauses in Schweina besteht die Möglichkeit, sich noch einmal ausgiebig mit dem Leben und Werk von Ehrhardt Friedrich Hund von Wenkheim mit Fotos und Schriften auseinander zu setzen.

Quellen:

– Abdankungsrede von Johann Michael Weinrich vom 11. August 1722
– Gesammelte Nachrichten von Pfarrer Johannes Walch vom Juli 1820 aus dem Pfarrarchiv Schweina
– Dr. Emil Rückert: „Altensteins und Liebensteins Vorzeit“ 1852

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